Frachter
durchbricht Kanalschleuse in Kiel-Holtenau
Der portugiesische Containerfrachter
"Akacia" rammte am 19.2.2018 um 23.50 Uhr auf der Reise von Bremerhaven
nach St. Petersburg am Ende seines Transits des Nord-Ostsee-Kanals die
große Südschleuse in Kiel-Holtenau. Möglicherweise durch
ein technisches Versagen der Maschinensteuerung lief das Schiff mit erheblich
zu viel Fahrt in die Schleuse ein. Es rammte das Tor mit rund 10 Knoten
Fahrt und trennte es durch die Wucht des Aufpralls praktisch durch.
Der Kapitän versuchte
noch ein Notmanöver und ließ beide Anker fallen. Dennoch konnte
er nicht mehr verhindern, dass der Frachter mit hoher Geschwindigkeit in
das Schleusentor prallte. Er konnte nur noch Warnsignale geben. Dann durchbrach
die „Akacia“ das Tor und kam mit seinem Rumpf zum Teil auf diesem zu liegen.
Im Vorschiff kam es zu einem Wassereinbruch.
Nach Tagesanbruch begannen
Vertreter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Kiel-Holtenau
die Lage zu bewerten und das Tor zu untersuchen. Taucher stiegen in die
Kammer ab, um die Schäden unter Wasser zu inspizieren. Wann das Schiff
würde geborgen werden können, stand derzeit noch nicht fest.
Am Vormittag traf ein Team der Brunsbütteler Firma Schramm ein, das
vom Reeder beauftragt worden war, mittags lief der Schlepper „Wolf“ in
die Schleuse ein. Gleichzeitig starteten Taucher mit der Suche nach den
beiden Ankern der „Akacia“.
Die Wasserschutzpolizei
Kiel nahm Ermittlungen auf. Eingeschaltet wurden auch die Bundesstelle
für Seeunfalluntersuchung in Hamburg und die Berufsgenossenschaft
Verkehr. Im Fokus der Ermittlungen stand dabei die Steuerungstechnik des
Verstellpropellers.
Bergung vom Schleusentor
in Kiel-Holtenau wird Wochen dauern
Die Bergung des von dem
Frachter „Akacia“ zerstörten Schleusentors in Kiel-Holtenau wird mehrere
Millionen Euro kosten. In einem ersten Arbeitsgang sollen in den kommenden
Tagen Stahlteile entfernt werden, die seit der Kollision am Tor herabhingen
und die Arbeit von Tauchern gefährden würden. Außerdem
befand sich auf dem Grund rund um das Tor herum ein Trümmerfeld aus
Stahlteilen.
Erst wenn das große
Loch im Schleusentor von allen störenden Trümmern befreit worden
ist, können weitere Untersuchungen durchgeführt werden für
die Vorbereitungen für den Ausbau des Tores. Die „Akacia“ hatte fünf
der 16 Ballasttanks des Tores aufgerissen. In sieben Metern Tiefe hat der
für die Eisfahrt verstärkte Wulstbug des Frachters ein Schadensbild
verursacht, wie es sonst nur nach einem Torpedotreffer zu sehen ist.
Deshalb wird für die
Bergung auch der Einsatz großer Schwimmkräne aus Rotterdam geplant.
Eventuell muss das Schleusentor sogar in der Mitte durchtrennt werden und
dann in zwei oder drei Teilen gehoben werden. Zur Dauer der Arbeiten gab
es noch keine konkreten Angaben, es wurde aber mit mehreren Wochen für
die Bergung gerechnet. Derweil lag die „Akacia“ weiter im Kieler Nordhafen,
die Crew wurde von der Seemannsmission betreut.
Es wird von einem Totalverlust
des Tores ausgegangen. Nach Ausbau des Tores kann dann die Inspektion der
Schienen und des Bodens unter dem Tor erfolgen. Wenn es hierbei keine Überraschungen
bringt, könnte in der Woche vor Ostern eines der beiden Reservetore
eingebaut werden. Am 28. oder 29. März könnte dann die Freigabe
der Kammer für den Schiffsverkehr erfolgen. Der Gesamtschaden sowie
die Kosten für die Bergung belaufen sich auf rund 27 Millionen Euro.
Der Frachter "Akacia" wurde nach der Bereitstellung einer Sicherheit von
über 8,6 Millionen Euro am 4.3. aus dem Arrest entlassen.
Quelle:Tim Schwabedissen
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